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- Veröffentlicht: 19. Januar 2023
Der Einfluss körperlicher Aktivität bei chronischen Erkrankungen – was sagt die Forschung? TEIL 3
Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, wie wertvoll regelmäßige Bewegung bei chronischen Erkrankungen ist. Der dritte Teil der Beitragsreihe behandelt den Einfluss körperlicher Aktivität zur Therapie von Krebs, Fatigue-Syndrom, Depressionen, Fibromyalgie und Asthma.
Hinweis: im ersten Teil der Beitragsreihe wurden die Themen gestörte Glukosetoleranz, Diabetes Typ 2 und Dyslipidämie beschrieben - im zweiten Teil Bluthochdruck, COPD, koronare Herzkrankheit und chronischer Herzfehler.
Wirkung von körperlicher Aktivität bei Krebs
Krebs zählt mit 22,5% aller Sterbefälle zu den häufigsten Todesursachen in Österreich (Statistik Austria, 2021). Seit vielen Jahrzehnten beschäftigt sich die Forschung mit dem Einfluss körperlicher Aktivität sowohl in der Prävention als auch in der Therapie verschiedener Krebserkrankungen. Die Ergebnisse sind sehr positiv und erfolgsversprechend.
Ergebnisse ausgewählter Studien in der Krebs-Therapie:
- In einer Langzeit-Studie wurden 2987 Frauen nach der Diagnose von Brustkrebs über einen Zeitraum von 15 Jahren beobachtet. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass körperliche Aktivität nach einer Brustkrebsdiagnose das Risiko, an dieser Krankheit zu sterben, verringern kann. Der größte Nutzen trat bei Frauen auf, die sich 3 bis 5 Stunden pro Woche moderat (im mittleren Belastungsbereich) bewegten.
- Gehen oder Radfahren bei moderater Intensität für 20 – 30 Minuten an drei bis fünf Tagen pro Woche führt bei Krebspatienten zu einer erhöhten Fitness und Muskelstärke, zu einer Reduzierung der Fatigue (das ist eine häufige Begleiterscheinung, siehe nächstes Kapitel in diesem Beitrag) und Übelkeit, sowie zu verbesserten psychologischen Parametern (Ergebnisse eines „Reviews“: Zusammenfassende Übersicht von 38 Studien).
- Bei Patienten mit Gehirntumor konnte regelmäßige Bewegung als wichtiger Einflussfaktor für die Überlebensdauer bestätigt werden.
- Forscher haben in einer Meta-Analyse 34 Studien zusammengefasst und kamen zu dem Ergebnis, dass körperliche Aktivität nach einer abgeschlossenen Krebstherapie zu einer signifikanten Reduktion von Fatigue und Depressionen führen kann. Ebenso werden Verbesserungen der maximalen körperlichen Leistungsfähigkeit, von physiologischen Funktionen und der Lebensqualität beobachtet.
Wirkung von körperlicher Aktivität beim Fatigue-Syndrom
Das Fatigue-Syndrom beschreibt eine signifikante Müdigkeit, Erschöpfung der Kraftreserven oder ein erhöhtes Ruhebedürfnis unproportional zu den vorhergehenden Anstrengungen. Das bedeutet, dass sich alle Aktivitäten viel anstrengender anfühlen als es „normal“ wäre. Schlaf und Ruhe bringen dahingegen keine Erholung. Es handelt sich um ein chronisches Syndrom - der Zustand dauert also mindestens mehrere Monate an, ohne sich zu verbessern. Die genauen Ursachen des chronischen Fatigue-Syndroms sind noch nicht bekannt, aber es bestehen einige Theorien. Sehr häufig ist das Fatigue-Syndrom eine Begleiterscheinung bei Krebserkrankungen. Inzwischen gibt es auch Hinweise, dass Fatigue als Langzeitfolge nach einer COVID-19 Infektion auftreten kann.
Hinweis: Lang andauernde Müdigkeit kann eine Vielzahl an Ursachen haben und bedeutet nicht gleich, dass man unter dem chronischen Fatigue-Syndrom leidet. In einigen Fällen lässt sich andauernde Müdigkeit durch einen Mineralstoffmangel (z.B. Eisen) oder eine gestörte Schilddrüsenfunktion erklären. Eine ärztliche Untersuchung bringt hier Gewissheit.
In einem Review-Artikel wurden die Ergebnisse von 8 randomisierten, kontrollierten Studien und damit Daten von insgesamt 1518 PatientInnen zusammengefasst. Die Bewegungsintervention dauerte bei den Studien zwischen 12 und 26 Wochen und es handelte sich um verschiedene Sportarten (Ausdauertraining wie bspw. Walking, Schwimmen, Radfahren oder Tanzen) und unterschiedliche Belastungsintensitäten. Bei 7 dieser 8 Studien konnte nachgewiesen werden, dass sich die Fatigue nach der Intervention verbessert hat. Positive Effekte zeigten sich in den Bereichen des Schlafs, der physiologischen Parameter und des selbst wahrgenommenen allgemeinen Gesundheitszustands.
Wirkung von körperlicher Aktivität bei Depressionen
Körperliche Aktivität gilt als wertvolle Behandlungsmethode bei klinischen, depressiven Störungen. Das Training kann parallel zu anderen antidepressiven Behandlungen, wie Medikation und/oder Psychotherapie durchgeführt werden.
Zu diesem Thema haben wir bereits einen übersichtlichen Beitrag in unserem Blog (Depression – Bewegung als Therapie). Hier beantworten wir die Fragen: Wann spricht man von Depressionen? Was sagt die Forschung zur Wirkung körperlicher Aktivität? Wie ist diese Wirkung zu erklären?
Wirkung von körperlicher Aktivität bei Fibromyalgie
Fibromyalgie ist ein chronisches Syndrom bei dem ausgebreitete Schmerzen in verschiedenen Körperregionen auftreten, häufig begleitet von Erschöpfung und Schlafstörungen.
Vor allem das Herz-Kreislauf-Training (Ausdauertraining) wird bei PatientInnen, die unter dem Fibromyalgie-Syndrom leiden, empfohlen.
Eine Meta-Analyse von 34 Studien bestätigte bei 1264 PatientInnen einen positiven Effekt von Ausdauertraining auf das allgemeine Wohlbefinden, die physiologischen Funktionen, sowie Schmerz- und Spannungspunkte. Mögliche Einflüsse von Krafttraining und Flexibilitätstraining sind derzeit noch unzureichend erforscht, da es zu wenige Studien für aussagekräftige Ergebnisse gibt. Vor allem das Krafttraining scheint laut den Forschern aber das Potential zu haben, Symptome der Fibromyalgie positiv zu beeinflussen.
Wirkung von körperlicher Aktivität bei Asthma
Asthma ist eine chronische Erkrankung, die häufig die körperliche Leistungsfähigkeit einschränkt. In Rehabilitationsprogrammen werden sehr oft Bewegungsinterventionen empfohlen.
Ein systematischer Review hat 8 Studien mit insgesamt 226 StudienteilnehmerInnen, die an Asthma erkrankt sind, zusammengefasst. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass ein 20 – 30-minütiges Ausdauertraining an zwei bis drei Tagen pro Woche, das über mindestens vier Wochen durchgeführt wird, die körperliche Funktionsfähigkeit (maximale Sauerstoffaufnahme und maximale Leistung) bei Asthma verbessern kann.
Quellen:
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Thune, I., & Smeland, S. (2000). Is physical activity important in treatment and rehabilitation of cancer patients? Tidsskr Nor Laegeforen, 120, 3302–04.
Ruden, E., Reardon, D.A., Coan, A.D., Herndon, J.E., Hornsby, W.E., West, M. et al. (2011). Exercise behavior, functional capacity, and survival in adults with malignant recurrent glioma. Journal of Clinical Oncology, 29, 2918-23.
Fong, D.Y.T., Ho, J.W.C., Hui, B.P.H., Lee, A.M., Macfarlane, D.J., Leung, S.S.K., et al. (2012). Physical activity for cancer survivors: meta-analysis of randomized controlled trials. British Medical Journal. 344, e70.
Larun, L., Brurberg, K. G., Odgaard-Jensen, J., & Price, J. R. (2019). Exercise therapy for chronic fatigue syndrome. Cochrane database of systematic reviews, (10).
Busch, A. J., Barber, K. A., Overend, T. J., Peloso, P. M. J., & Schachter, C. L. (2007). Exercise for treating fibromyalgia syndrome. Cochrane database of systematic reviews, (4).
Ram, F. S., Robinson, S. M., & Black, P. N. (2000). Effects of physical training in asthma: a systematic review. British journal of sports medicine, 34(3), 162-167.