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DIABETES - Prävention und Therapie durch Bewegung

Diabetes und Bewegung

Diabetes Typ 2 – wie wichtig ist körperliche Aktivität? Welche Art der Bewegung wird empfohlen?

Zu wenig Bewegung ist ein hoher Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes Typ 2. Gemeinsam mit Ernährungsrichtlinien wirkt regelmäßige körperliche Aktivität präventiv, gleichzeitig aber auch als Therapie – sie wirkt positiv auf die Insulinsensitivität und auf weitere Faktoren kardiovaskulärer Erkrankungen, deren Risiko bei Diabetikern erhöht ist.

Fast 10% aller Menschen weltweit leiden unter Diabetes. Aktuelle Ergebnisse der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen, dass die Sterblichkeitsrate durch Diabetes (1.6 Millionen pro Jahr) in den letzten Jahren weiter angestiegen ist.

Diabetes Typ 2 betrifft 80 bis 90 Prozent aller Diabetiker. Es ist eine chronische Erkrankung, die durch eine Hyperglykämie (erhöhter Blutzuckerspiegel) und weiteren metabolischen Störungen charakterisiert ist. Bisher waren von dieser Erkrankung nur Erwachsene betroffen, aber inzwischen auch immer mehr Kinder (WHO). Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir uns alle schützen - mit einem aktiven, gesunden Lebensstil!

Welche Rolle spielt körperliche Aktivität bei der Behandlung von Diabetes Typ 2?

Die Basis der Behandlung sind Maßnahmen zur Reduzierung der Insulinresistenz. Darunter versteht man eine verminderte oder aufgehobene Wirkung des Hormons Insulin, das für die regulierte Aufnahme von Zucker (Glucose) aus dem Blut in die Körperzellen zuständig ist. An höchster Stelle der Therapie durch Lebensstiländerungen stehen eine erhöhte körperliche Aktivität, eine Gewichtsreduktion im Falle von Übergewicht und die Reduktion von Tabakkonsum. Sind diese Maßnahmen nicht genug, stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, in Form von Tabletten oder auch die direkte Insulingabe.

Körperliche Aktivität wirkt sich positiv auf die Insulinsensitivität aus und steigert die Aufnahme von Glukose in den Muskel. Dadurch wird die körpereigene Insulinwirkung verstärkt. Gleich wie bei gesunden Personen ist diese Wirkung auch bei Diabetikern im akuten Fall (also direkt beim Sporttreiben) im Normalfall mit keinen Komplikationen verbunden. Auch wenn eine besondere Diät verfolgt wird, ist durch das Sporttreiben keine erhöhte Nahrungsaufnahme erforderlich, um Unterzucker zu vermeiden – außer bei sehr intensiven und langanhaltenden Belastungen, wie zum Beispiel bei Marathonläufen. Bei Diabetikern, die mit Medikamenten behandelt werden, ist eine Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin zu empfehlen, bevor ein intensives Training begonnen wird.

Gleichzeitig mit der Insulinwirkung wirkt körperliche Aktivität positiv auf weitere Risikofaktoren für kardiovaskuläre Erkrankungen (zum Beispiel auf die Lipide im Blut und den Blutdruck). Dies ist von großer Bedeutung, denn das Risiko für eine kardiovaskuläre Erkrankung ist bei Diabetikern drei- bis viermal höher.

Nicht nur bei bereits bestehender Diabeteserkrankung spielt regelmäßige körperliche Aktivität eine wichtige Rolle. In einer Vielzahl an Studien wurde belegt, dass keine oder zu wenig Bewegung ein Risikofaktor für Diabetes Typ 2 ist. Die Entwicklung von Diabetes Typ 2 kann durch regelmäßige Bewegung verhindert werden!

Beispiel von zwei wissenschaftlichen Studien:

An Diabetes Typ 2 erkrankte Personen im Alter von 39 – 70 Jahren (ohne Insulintherapie) wurden in verschiedene Gruppen eingeteilt. Über 6 Monate führte eine Gruppe regelmäßiges Ausdauertraining durch, eine Gruppe Krafttraining, eine Gruppe ein kombiniertes Training aus Ausdauer- und Krafttraining, und eine Kontrollgruppe führte kein Training durch. Nach dem halben Jahr wurde in allen Trainingsgruppen eine verbesserte Blutzuckerkontrolle (gemessen via HbA1c) nachgewiesen. Die besten Ergebnisse wurden bei der Gruppe beobachtet, welche das kombinierte Training durchgeführt hat.

In einer anderen Studie konnten Wissenschaftler zeigen, dass Lebensstilinterventionen (körperliche Aktivität an 2 – 3 Tagen pro Woche und eine Ernährungsumstellung) gleich effektiv waren wie eine beginnende Insulinbehandlung. Die PatientInnen hatten zu Beginn der Studie schlechte Werte der Blutzuckerkontrolle und wurden bereits mit Tabletten behandelt. Die positive Veränderung wurde hier in beiden Gruppen beobachtet: durch die Insulintherapie, oder eben durch die Lebensstiländerung ohne zusätzlicher Insulintherapie.

Welche Form von körperlicher Aktivität wird empfohlen?

Es wird empfohlen, dass Diabetes-Patienten mindestens 30 Minuten pro Tag einer moderaten (leicht bis mäßig anstrengenden) körperlichen Aktivität nachgehen, wie zum Beispiel schnelles Gehen/Spazieren oder leichtes Radfahren. Am besten erfolgt die Wahl der Bewegung angepasst an die jeweiligen körperlichen Konditionen und den individuellen Lebensstil.

Weitere positive Effekte können erreicht werden, wenn diese tägliche Aktivität an mehreren Tagen pro Woche mit etwas intensiveren Einheiten kombiniert wird, wie zum Beispiel Nordic Walking, Schwimmen, Joggen, intensiveres Radfahren, leichtem Krafttraining (im Kraftausdauerbereich) oder durch den Besuch von Bewegungs- und Sportkursen – angepasst an die persönlichen Interessen und Vorlieben!

Übersicht der generellen Empfehlungen für körperliche Aktivität bei Diabetes Typ 2

Wichtige Anmerkungen:

  • Die Intensitäten (beim Ausdauertraining und Krafttraining) sollten individuell gewählt werden, zum Beispiel niedriger im Falle renaler oder kardiovaskulärer Komplikationen. Bitte sprechen Sie vor dem Beginn körperlicher Aktivität immer mit dem Arzt oder der Ärztin Ihres Vertrauens.
  • Besonders bei älteren PatientInnen oder wenn die Erkrankung bereits lange andauert ist es ratsam, vor dem Trainingsbeginn einen Belastungstest und einen Gesundheitscheck durchzuführen, um dem Körper mit der Bewegung Gutes tun zu können.
  • Interaktion mit Medikation: Körperliche Aktivität erhöht die Insulinsensitivität und die Aufnahme von Glucose in den Muskel. Dadurch wird die körpereigene Insulinwirkung verstärkt. Bitte sprechen Sie auch hier mit dem Arzt oder der Ärztin Ihres Vertrauens, um in Ihrem individuellen Fall die beste Entscheidung zu treffen.
  • IMMER AN DAS LANGSAME AUF- UND ABWÄRMEN VOR UND NACH DER BEWEGUNG DENKEN – mindestens 5 – 10 Minuten!

Arten des Trainings

Wenn man derzeit inaktiv ist, sollte man mit der Basis Aktivität beginnen und Schritt für Schritt weitere Aktivitäten in den Lebensstil mit aufnehmen. Der aktive Weg lohn sich – für mehr Gesundheit und Wohlbefinden!

Quellen:

Aas AM, Bergstad I, Thorsby PM, Johannesen O, Solberg M, Birkeland KI. An intensified lifestyle intervention programme may be superior to insulin treatment in poorly controlled type 2 diabetic patients on oral hypoglycaemic agents. Results of a feasibility study. Diabet Med 2005;22:316-22.

Borghouts LB, Keizer HA. Exercise and insulin sensitivity. A review. Int J Sports Med 2000;21:1-12.

Creviston T, Quinn L. Exercise and physical activity in the treatment of type 2 diabe- tes. Nurs Clin North Am 2001;36:243-71.

Ivy JL, Zderic TW, Fogt DL. Prevention and treatment of non-insulin-dependent dia- betes mellitus. Exerc Sport Sci Rev 1999;27:1-35.

Sigal RJ, Kenny GP, Boulé NG, Wells GA, Prud’homme D, Fortier M, et al. Effects of aerobic training, resistance training, or both on glycemic control in type 2 diabetes. A randomized trial. Ann Intern Med 2007;147:357-69.

Sheard NF. Moderate changes in weight and physical activity can prevent or delay the development of type 2 diabetes mellitus in susceptible individuals. Nutr Rev 2003;61: 76-9.

World Health Organization (2020). World health statistics 2020: monitoring health for the SDGs sustainable development goals. World Health Organization.

Young JC. Exercise prescription for individuals with metabolic disorders. Practical considerations. Sports Med 1995;19:43-54.